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Was bedeutet die Diagnose Biopolare Störung

Die Bipolare Störung gehört wie die Depression zu den sogenannten affektiven Störungen, d.h. sie wirkt sich auf die Gefühle der Betroffenen aus. Betroffene erleben starke Stimmungsschwankungen, für die es meist keinen äußeren Auslöser gibt. Manische Phasen mit großer Euphorie, Energie und Selbstüberschätzung schlagen plötzlich um in depressiven Phasen, in denen die Betroffenen niedergeschlagen und antriebslos sind. Oft wird die Bipolare Störung daher heute noch umgangssprachlich als Manische Depression bezeichnet. Bei einer Bipolaren Störung wechseln Phasen von Manie und Depression einander ab. Bei manchen PatientInnen können allerdings mehrere Monate oder sogar Jahre zwischen depressiven und manischen Schüben liegen. Dazwischen ist ihre Stimmungslage ausgeglichen. Nur etwa 20 Prozent der Betroffenen erleben ausschließlich manische und gar keine depressiven Phasen.
Die Erkrankung wird in drei Typen unterschieden: Die Bipolar-I-Störung ist gekennzeichnet durch abwechselnd auftretende depressive und manische Phasen. Die Bipolar-II-Störung weißt abwechselnd auftretende depressive und nur leichte manische (hypomane) Phasen auf. Zyklothymia ist gekennzeichnet durch abwechselnd auftretende depressive und manische Phasen in stark abgeschwächter Form.
Bei Bipolaren Störungen ist die Gefahr eines Suizids sehr groß. Negative Gedanken und Gefühle lassen die Betroffenen verzweifeln, gleichzeitig treibt die manische Energie sie an. Diese gefährliche Konstellation kann bewirken, dass sie ihre Suizidgedanken aus einem Impuls heraus in die Tat umsetzen.
Die Diagnosestellung ist schwierig, weil die Bipolare Störung mit anderen psychischen Störungen wie einer klassischen Depression oder der Schizophrenie verwechselt werden kann. Da die manische Phase von den Angehörigen und Betroffenen oft als lediglich aufgedrehte Stimmung interpretiert wird, dauert es oft Jahre, bis eine richtige Diagnose gestellt wird. Vor allem die Bipolar-II-Störung und die Zyklothymia sind schwer zu erkennen, da die Symptome hier schwächer ausgeprägt sind als bei der Bipolar-I-Störung. Es ist daher besonders wichtig, dem/der Arzt/Ärtzin und dem/der TherapeutIn Erleben, Stimmungen und Gefühle detailliert zu beschreiben.

Bei Verdacht auf eine Bipolare Störung sollte zuerst der/die Hausarzt/ärztin oder ein/e Facharzt/Fachärztin für Psychiatrie aufgesucht werden. Häufig sehen Betroffene allerdings keine Notwendigkeit für ärztliche Hilfe - vor allem während ihrer manischen Phase.
Lassen sie sich dennoch dazu überreden eine/n Arzt/Ärztin aufzusuchen, ist es sinnvoll, die Angehörigen ebenfalls zu befragen. Sofern der Betroffene keine Krankheitseinsicht hat, sind die Beobachtungen von nahestehenden Personen sehr hilfreich für die Diagnose „Bipolare Störung". So können Angehörige die verschiedenen Stimmungsphasen oft gut einschätzen.
Die Bipolare Störung ist sowohl durch biologische, als auch psychosoziale Faktoren bedingt. Bisherige Untersuchungen lassen vermuten, dass ein kompliziertes Zusammenspiel mehrerer Gene mit verschiedenen Umweltfaktoren die Krankheit begünstigt. Die Diagnose „Bipolare Störung" erfordert dringend die Einnahme von Medikamenten. Die Medikamente reduzieren nicht nur die depressiven und manischen Phasen, sie senken auch das Suizidrisiko.
Eine psychotherapeutische Behandlung ist ebenso wichtig wie die medikamentöse Therapie. Sie kann den Verlauf der Bipolaren Störung positiv beeinflussen. Vor allem aber ist sie entscheidend für die Krankheitseinsicht und den Willen, sich behandeln zu lassen. Diese sogenannte Compliance fehlt Menschen mit Bipolarer Störung oft, da sie sich in den manischen Phasen besonders gut fühlen und auf diese ungern verzichten. Manisch-Depressive müssen meist lange in Therapie gehen, da nur so die Stimmung stabil gehalten werden kann. Brechen PatientInnenn die Behandlung ab, besteht ein hohes Rückfallrisiko.