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Somatoforme Störungen (körperliche Beschwerden ohne "ersichtlichen" Grund)

Somatoforme Erkrankungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen. Gemeint sind körperliche Beschwerden, welche nicht oder nicht hinreichend auf eine organische Erkrankung zurückzuführen sind. Neben allgemeinen Symptomen wie Müdigkeit und Erschöpfung treten Schmerzsymptome am häufigsten auf, dicht gefolgt von Herz-Kreislauf-Beschwerden und Magen-Darm-Beschwerden. Aber auch sexuelle und neurologische Beschwerden können vorkommen. Viele Betroffene sind durch die fehlende Diagnose durch Ärzte frustriert und fühlen sich von diesen nicht ernst genommen. Von vielen wird der Hinweis, dass die Beschwerden psychisch bedingt sein könnten, als eine Umschreibung für „Sie sind verrückt" aufgefasst. Dies ist natürlich nicht der Fall.

Dass sich seelische Konflikte auf den Körper übertragen können, hat nichts mit verrückt sein zu tun. Auch die modere Wissenschaft und Medizin sieht somatoforme Störungen als Folge von seelischem Stress und Leid. Einer der häufigsten Verursacher körperlicher Beschwerden ist Stress. Stress kann durch Druck in der Arbeit aber auch durch familiäre Spannungen und zwischenmenschliche Konflikte bedingt sein. Betroffene weisen meist eine erhöhte körperliche Erregung auf - z.B. einen erhöhten Ruhepuls oder eine erhöhte Anspannung der Muskulatur. Mittels Biofeedback können diese Erregungen gemessen und sichtbar gemacht werden, der Zusammenhang von psychischen und physischen Prozessen wird damit deutlicher gemacht. In einer Biofeedbacktsitzung können Patient*innen außerdem lernen, positiven Einfluss auf diese körperlichen (Stress)Reaktionen zu nehmen.

In der psychotherapeutischen Behandlung somatoformer Beschwerden haben sich sowohl die Verhaltenstherapie als auch systemische Therapieformen bewährt. In der Therapie werden Patient*innen und Ihr Leid wahr- und ernst genommen und sie werden über verschiedene Wirkfaktoren von seelischem Stress auf den Körper aufgeklärt. Patient*innen werden u.a. darüber informiert, dass schon die ständige Sorge um das Finden einer (körperlichen) Ursache, die Symptome verstärken kann (Beispielsweise wird schon bei der bloßen Vorstellung in eine Zitrone zu beißen der Speichelfluss angeregt)
Gelingt es Patient*innen psychische Wirkfaktoren als Ursache Ihrer körperlichen Beschwerden zu akzeptieren, können durch das gemeinsame Aufarbeiten der eigenen Lebensgeschichte sowie der aktuellen Lebensumstände, mögliche psychische Wirkfaktoren auf den Körper identifiziert werden. Folglich können neue und gesündere Umgangsweisen mit diesen gemeinsam erarbeitet werden, wodurch sich die körperlichen Beschwerden verringern sollten.

Ein weiter wichtiger Bereich der Therapie ist die Veränderung der spezifischen und individuellen Lebensbereiche, die mit den Symptomen in Zusammenhang stehen. Dies kann zum Beispiel ein soziales Kompetenz Training, ein Training zur Emotionsregulation oder gegeben falls eine Paartherapie sein.