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Aggression, der menschliche Vulkanausbruch

"Unter Aggression wird in der Psychologie jedes Verhalten eines Menschen verstanden, das sich gegen eine andere Person oder einen Gegenstand richtet, mit der Absicht, der Person oder dem Gegenstand zu schaden. Aggression verfolgt stets ein Ziel - dabei kann es sich auch nur um die persönliche Befriedigung der eigenen Absichten oder Bedürfnisse. Aggressivität meint die anhaltende (überdauernde) Bereitschaft eines Menschen, aggressives Verhalten aufzuzeigen."
(https://www.studysmarter.de/schule/psychologie/grundlagendisziplinen-der-psychologie/aggression/)

Aggression richtet sich jedoch nicht ausschließlich gegen andere, sondern kann auch gegen sich selbst gereicht sein, dies wird als Autoaggression bezeichnet.
„Autoaggressionen, oder auch Selbst-Aggressionen, sind Aggressionen, die gegen die eigene Person gerichtet sind. Dies äußert sich in selbstverletzendem Verhalten, bei welchem dem eigenen Körper Verletzungen zugefügt werden. Hinter den Verletzungen steht keine suizidale Absicht.
Die Autoaggression grenzt sich deutlich von der (Fremd-)Aggression ab, bei welcher das aggressive und schädigende Verhalten nach Außen gerichtet wird."
(https://www.oberbergkliniken.de/symptome/autoaggressionen)

Bei Aggression handelt es sich um bewusst gesteuertes Verhalten, im Gegensatz zu Affekten, wie Wut, Ärger und Hass. (Affekt = kurze und intensive Gefühle, meist auf äußere Reize).
Es wird zwischen emotionaler („heiße Aggression") und instrumenteller Aggression („kalte Aggression") unterschieden. Von emotionaler Aggression spricht man, wenn man auf psychisches oder physisches Leid regiert, bei instrumenteller Aggression, wenn man rational ein Ziel/Absicht verfolgt.

Als Ursachen von Aggression werden eine Vielzahl von Entstehungsmodellen herangezogen. Von neurologischen/zerebralen, genetischen und physiologischen Faktoren bis hin zu gruppensoziologischen und kulturellen Faktoren.
Meistens wird eine Mischung aus Umweltfaktoren und Genetischen Faktoren herangezogen.
Erich Fromm spricht von Grundbedürfnissen (Sicherheit, Stimulation, Erfolg, Freiheit) als Anlagefaktor der Aggression. Sind diese Grundbedürfnisse befriedigt, kann sich der individuelle Charakter mit der Umgebung und der bestehenden Frustrationen besser auseinandersetzen und daher einem möglichen aggressiven Verhalten entgegensteuern. Sind die Grundbedürfnisse nicht gegeben, zB. auch durch Erziehungsfehler, ist ein aggressives Verhalten umso wahrscheinlicher. Das bekannte „Milram-Experiment" beschäftigt sich mit unter anderem mit aggressiven Handlungen und Autorität.

Klassische Erklärungsmodelle sind auch Sigmund Freuds „Triebtheorie" (Aggression als Ausdruck dieses unbefriedigten Triebes), das „Modelllernen" (Annahme, dass Aggression und aggressives Verhalten erlernt ist) nach Albert Bandura, oder die „Frustrations-Aggressionstheorie" (Aggression als das Produkt von Frustration) von John Dollard.

In einer Studie, in der bestimmte Hirnareale (präfrontaler Korten - zuständig für komplexe Gedanken und Verhaltsnweisen) mittels transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS) stimuliert wurden, zeigte, dass man das Aggressionspotential (gewaltbereite und aggressive Handlungen) um mehr als 50% reduziert konnte.
Kognitive Verhaltenstherapie wird hierbei in der Studie als erfolgreiche psychotherapeutische Methode herangezogen, um aggressive Verhaltensweisen zu behandeln.
(The Journal of Neuroscience - DOI: https://doi.org/10.1523/JNEUROSCI.3317-17.2018)

In Krisenzeiten, wie zum Beispiel auch während der Lockdowns der COVID-19 Pandemie, steigt das Aggressionspotenzial deutlich an. Diese Lockdowns führten bei vielen Befragten einer Studie zu einem deutlich signifikanten Anstieg der verbalen und körperlichen Aggressionen, sowie ein Anstieg an Wut und Feindseligkeit.
(Killgore, W. D., Cloonan, S. A., Taylor, E. C., Anlap, I., & Dailey, N. S. (2021). Increasing aggression during the COVID-19 lockdowns. Journal of affective disorders reports, 5, 100163.)

Es gibt jedoch auch „positive Aggression", denn sie kann uns dabei helfen, uns im Leben durchzusetzen, Probleme zu bewältigen und Widerstände zu überwinden. Dies wird in einem sportlichen Wettkampf tragend, oder wenn man sich ein hohes Ziel im Arbeitsleben gesetzt hat.

Ziel der Psychotherapie ist es, einen angemessen Umgang mit Aggression zu erlernen. Dabei geht es unter anderem darum, unangemessene Aggressionen zu vermeiden und angemessene Aggressionen kontrolliert zuzulassen. Erregung und Handlung sollen dabei getrennt werden, sowie das Erlernen und Stärkung der Selbstkontrolle und das Erarbeiten eines Perspektivenwechsels und möglicher Konfliktlösungsstrategien.